30.1.2022
Gesellschaft

George Orwell: Farm der Tiere (Animal Farm)

"Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher."
David Werner
Inhaltsverzeichnis

Es ist eine Fabel, in der die Tiere eine Rebellion gegen ihren Farmbesitzer starten – mit dem Ziel, die Unterdrückung zu beenden und frei zu sein. Aber wie so oft kommt es dann doch anders in George Orwells Buch „Farm der Tiere*“ bzw. wie es auf Englisch erschienen ist „Animal Farm“. Mein Name ist David und heute schauen wir uns an, welches Schicksal die Tiere erleiden und wie das Ganze mit der Sowjetunion zusammenhängt. Aber erstmal zum Anfang der Geschichte.  

Vor der Rebellion

Old Major als Ausgangspunkt

Eines Nachts kommen die Tiere der „Herren-Farm“ in der großen Scheune zusammen, um mehr über den seltsamen Traum des Keilers Old Major zu erfahren. Zuerst erklärt er den anderen Tieren eine bittere Wahrheit: Nämlich, dass ihr Leben elend, mühevoll und kurz ist. Die Tiere bekommen gerade so viel Futter, dass es zum Überleben reicht und sie ordentlich schuften können – bis sie dann irgendwann geschlachtet werden. Sein Fazit:

„Kein Tier in England ist frei. Das Leben eines Tieres ist Jammer und Sklaverei.“

Und woran liegt das? Der Schuldige ist laut Old Major der Mensch, weil er die Tiere arbeiten lässt und ihnen dann auch noch ihre Erzeugnisse klaut. Der Mensch sei der einzig wirkliche Feind, weil er konsumiert ohne zu produzieren. Deshalb ruft Old Major zur Rebellion gegen den Farmbesitzer Mr. Jones auf, um ein freies und reiches Leben führen zu können.

Dabei gibt es eine einfache Regel:

„Alle Menschen sind Feinde. Alle Tiere sind Genossen.“

Also dazu zählen dann bspw. auch Ratten. Old Major warnt aber auch davor, nach der Revolution so zu werden wie der Mensch. Stattdessen müssen immer alle Tiere gleich sein.

Zum Abschluss bringt Old Major den Tieren noch das Lied der Revolution, mit dem Titel „Tiere Englands“, bei. Und das geht folgendermaßen:

Tiere Englands

Tiere Englands, Tiere Irlands,
Tiere, ihr, von fern und weit,
Höret meine frohe Botschaft
Von der gold'nen Zukunftszeit.

Seid gewiß, der Tag wird kommen,
Wo der Tyrann Mensch muß geh'n,
Und auf Englands satten Fluren
Werden nur noch Tiere steh'n.

Nasenringe werden schwinden,
Das Geschirr wird abgeschnallt,
Bügel, Sporen werden rosten,
Keine Peitsche dann mehr knallt.

Unvorstellbar reiche Güter:
Korn und Gerste, Klee und Heu,
Hafer, Bohnen, Mangoldwurzeln,
Schenkt uns dieser Tag erst neu.

Leuchten werden Englands Felder,
Lauterer sein Wasser rinnt,
Lieblicher die Lüfte wehen,
Wenn der Freiheit Tag beginnt.

Diesen Tag gilt's zu erringen,
Sterben wir auch, eh er naht;
Kuh und Roß und Gans und Truthahn
Müssen säen der Freiheit Saat.

Tiere Englands, Tiere Irlands,
Tiere, ihr, von fern und weit,
Hört und kündet frohe Botschaft
Von der gold'nen Zukunftszeit.

Vorbereitung auf die Rebellion

Drei Tage später stirbt Old Major, seine Idee der Rebellion lebt aber weiter. Obwohl die Tiere nicht wissen, wann die Rebellion stattfinden wird und ob sie das überhaupt noch miterleben werden, erkennen zumindest die schlaueren, dass sie sich darauf vorbereiten müssen.

Gerade die Schweine, die allgemein als die intelligentesten Tiere angesehen werden, entwickeln die Ideen von Old Major zu einem kompletten Denksystem weiter – dem Animalismus. Bei den Schweinen heben sich drei Kandidaten besonders hervor:

  • Schneeball
  • Napoleon
  • Schwatzwutz

Besonders die ersten beiden Namen werden noch eine wichtige Rolle spielen.

Rebellion

Die Rebellion kommt dann früher als erwartet. Denn der Farmbesitzer Mr. Jones, der öfters mal zu tief ins Glas schaut, vergisst an einem Sommertag die Tiere zu füttern. Einer Kuh reicht es dann schließlich – sie bricht die Futterkammer auf und alle Tiere bedienen sich. Mr. Jones und seine Leute können mit ihren Peitschen die Tiere nicht zur Ruhe bringen. Es kommt zu einem kurzen Kampf, den die Menschen aber schnell aufgeben. Sie fliehen und die Tiere haben ab jetzt die Farm für sich. Die Rebellion war also erfolgreich.

Prinzipien des Animalismus

Die Tiere verbrennen dann schließlich alles, was sie an Mr. Jones erinnert. Die Herren-Farm wird in „Farm der Tiere“ umbenannt und die Schweine, die sich das Lesen und Schreiben beigebracht haben, erklären den anderen Tieren die Prinzipien des Animalismus, die sich in sieben Gebote zusammenfassen lassen. Diese Gebote werden für alle sichtbar an die Scheunenwand gepinselt und lauten:

  1. Alles, was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind.
  2. Alles, was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist ein Freund.
  3. Kein Tier soll Kleider tragen.
  4. Kein Tier soll in einem Bett schlafen.
  5. Kein Tier soll Alkohol trinken.
  6. Kein Tier soll ein anderes Tier töten.
  7. Alle Tiere sind gleich.

Das neue Leben auf der Farm

Zurück an die Arbeit

Die Tiere machen sich wieder an die Arbeit, um die Ernte einzubringen – und alle packen mit an. Außer die Schweine, denn die sind mit Überwachen und Delegieren beschäftigt. Besonders viel leistet das Pferd Boxer, das freiwillig auch noch zusätzlich arbeitet. Sein Motto:

„Ich will und werde noch härter arbeiten.“

Versammlungen am Sonntag

Jeden Sonntag wird die grüne Flagge, auf der ein Huf und ein Horn abgebildet ist, gehisst und eine Versammlung abgehalten, in der die Tiere über die verschiedensten Themen debattieren und abstimmen. Gerade die beiden Schweine Schneeball und Napoleon stechen dabei heraus – denn die beiden sind nie einer Meinung.

Bildung der Tiere

Für Schneeball ist Bildung der nächste wichtige Schritt. Deshalb versucht er, den anderen Tieren Lesen und Schreiben beizubringen. Das klappt allerdings nicht bei allen Tieren gleich gut. Während die Schweine und Hunde bald ganz gut im Lesen und Schreiben sind, kommen einige Tiere nicht weiter als bis zum Buchstaben A.

Und weil bspw. die Schafe die sieben Gebote nicht auswendig lernen können, wird es für sie auf ein Gebot reduziert:

„Vierbeiner gut, Zweibeiner schlecht.“

Napoleon kümmert sich währenddessen lieber um die Erziehung des Nachwuchses – besonders die neun Welpen haben es ihm angetan und er kümmert sich persönlich um ihre Erziehung.

Streitigkeiten & Kämpfe

Bald schon beanspruchen die Schweine die Milch, das Fallobst und später auch die Haupternte der Äpfel für sich. Die Begründung: Die Schweine seien Kopfarbeiter und die gesamte Organisation der Farm hänge von ihnen ab. Deshalb müsse ihre Gesundheit erhalten werden.  

Um auch andere Tiere zur Rebellion zu bewegen, werden Tauben ausgesendet, die auf den Nachbarfarmen die Geschichte der Rebellion erzählen und das Lied „Tiere Englands“ verbreiten.

"Schlacht am Kuhstall"

Währenddessen kommt bei Mr. Pilkington, dem die Farm „Fuchswald“ gehört, und Mr. Frederick, dem die Farm „Knickerfeld“ gehört, die Angst auf, dass auch ihre Tiere bald eine Rebellion starten könnten.

Deshalb verbünden sie sich zu einem Angriff, um die Farm der Tiere zurückzuerobern. Am 12. Oktober kommt es dann zur „Schlacht am Kuhstall“, die die Tiere unter der Leitung von Schneeball aber für sich gewinnen können.

Schneeball vs. Napoleon

Die beiden Schweine Napoleon und Schneeball geraten immer weiter aneinander. Schneeballs Pläne zum Bau einer Windmühle bringen das Fass dann schließlich zum Überlaufen. Während Schneeball davon träumt, damit die Arbeit leichter machen zu können, sodass man nach dem Bau nur noch eine 3-Tage-Woche brauche, redet Napoleon die Idee schlecht.

Bei der Abstimmung über die Windmühle hetzt Napoleon dann die neun Welpen, die er in der Zwischenzeit heimlich zu Kampfhunden ausgebildet hat, auf Schneeball. Schneeball flieht und wird nie wieder gesehen.

Napoleon übernimmt die Farm

Napoleon übernimmt daraufhin die Leitung der Farm. Die Debatten am Sonntag werden abgeschafft, stattdessen entscheiden von nun an die Schweine alleine. Jeglicher Protest gegen Napoleons Entscheidung verstummt durch das Knurren der Hunde relativ schnell wieder.

Von nun an herrscht auf der Farm der Tiere Disziplin. Und Boxer legt sich ein zweites Motto zu. Von nun an heißt es für ihn nicht mehr nur: „Ich will und werde noch härter arbeiten.“, sondern auch:

„Napoleon hat immer recht.“

Schneeball wird als Verbrecher denunziert und die Tiere erfahren von Napoleons neuestem Plan: Die Windmühle soll doch gebaut werden.

Napoleons neue Politik

Von nun an arbeiten die Tiere wieder wie Sklaven, aber sie sind glücklich. Gerade der Bau der Windmühle verlangt den Tieren einiges ab. Napoleon führt unterdessen Sonntagsarbeit ein und droht mit Kürzungen der Futterrationen. Und auch sonst fährt er eine neue Politik: Denn von nun an sollen Handelsbeziehungen mit den Nachbarfarmen geschlossen werden, um die benötigten Materialien für die Windmühle zu beschaffen. Dafür soll ein Teil der Ernte und Eier verkauft werden.

Und auch in anderen Belangen brechen die Schweine mit den ursprünglichen Geboten. Denn sie ziehen in das Farmhaus von Mr. Jones ein und schlafen in Betten. Das würde besser zur „Würde des Führers“ passen – so Schwatzwutz. Das vierte Gebot wird abgeändert und heißt von nun an:

„Kein Tier soll in einem Bett schlafen mit Leinentüchern.“

Außerdem stehen die Schweine von nun an eine Stunde später auf.

Schneeball als Sündenbock

Der Traum der Windmühle scheint aber wieder ausgeträumt, als eines Nachts ein Sturm die Windmühle zerstört. Napoleon sieht darin ganz klar einen Sabotageakt Schneeballs, der sich aus purer Bosheit rächen wolle. Deshalb verhängt Napoleon das Todesurteil über Schneeball und setzt ein Kopfgeld aus.

Rebellion der Hühner

Die Tiere fangen mit dem Wiederaufbau der Windmühle an – diesmal mit doppelt so dicken Mauern. Aber sie haben noch mit einem anderen Problem zu kämpfen. Denn langsam aber sicher geht ihnen das Futter aus. Napoleon schließt mit Hilfe des Händlers Mr. Whymper einen Vertag, sodass pro Woche 400 Eier im Austausch zu Korn und Schrotmehl geliefert werden sollen.

Die Hennen sind allerdings nicht zu diesem Opfer bereit und es kommt zum ersten Mal seit Jones Vertreibung zu etwas wie einer Rebellion, die von Napoleon und seinen Hunden aber relativ schnell wieder zerschlagen wird.

Schneeball als "Geheimagent"

Währenddessen tauchen immer mehr Informationen über den Verbleib Schneeballs auf. Er solle ein Geheimagent von Mr. Jones gewesen sein, sich auf einer der Nachbarfarmen aufhalten und den Gegenschlag planen. Außerdem besuche er nachts die Farm und sorge da für Unruhe. Egal was passiert – es wird Schneeball zugeschrieben.  

Napoleons Säuberungsaktion

Der Ton auf der Farm wird unterdessen immer rauer und Napoleon ruft die Tiere zu einer Säuberungsaktion zusammen. Einige Tiere gestehen angeblich mit Schneeball unter einer Decke zu stecken - sie werden auf der Stelle von den Hunden hingeschlachtet.

Kurzerhand wird auch das Lied „Tiere Englands“ verboten und durch eine neue Hymne ersetzt. Laut Napoleon brauche man „Tiere Englands“ nicht mehr, da die Rebellion abgeschlossen sei, nachdem sowohl der äußere als auch der innere Feind besiegt ist.

Nach einigen Tagen meinen die Tiere sich daran zu erinnern, dass ein Gebot das Töten von anderen Tieren verbietet. Das wurde in der Zwischenzeit aber schon abgewandelt und heißt jetzt:

„Kein Tier soll ein anderes Tier töten ohne Grund.“

Die Tiere arbeiten jetzt länger und härter und bekommen weniger zu essen. Ob es ihnen unter Mr. Jones Führung besser gegangen ist, weiß keiner mehr so genau. Laut Schwatzwutz auf jeden Fall – denn der verließt immer wieder neue Rekordstände.

„Schlacht an der Windmühle“

Im Herbst verkauft Napoleon einen Stapel Bauholz überraschenderweise nicht an den Nachbarn Mr. Pilkington, sondern an Mr. Frederick, von dem man bisher eigentlich nichts Gutes gehört hat. Alles Taktik – so erklärt Schwatzwutz. Die Parole „Tod Frederick“ wird in „Tod Pilkington“ geändert.

Das ändert sich aber auch wieder schnell, als die Tiere herausfinden, dass Mr. Frederick mit Falschgeld bezahlt hat. Am nächsten Tag greift Frederick die Farm mit seinen Leuten auch schon an. Sie sprengen die erst fertiggestellte Windmühle in die Luft und die Tiere holen ohne Rücksicht auf Verluste zum Gegenschlag aus.

Die Schweine feiern den Sieg um die „Schlacht an der Windmühle“ mit einer Kiste Whisky und scheinbar hatten alle das fünfte Gebot falsch in Erinnerung. Denn das heißt plötzlich:

„Kein Tier soll Alkohol trinken im Übermaß“.

Und von nun an soll auch Gerste angepflanzt werden.

Boxers Überlebenskampf

Der Winter wird für die Tiere noch härter als der letzte. Trotzdem seien die Tiere laut den Zahlen von Schwatzwutz besser dran als zu den Zeiten von Mr. Jones. Im April wird die Farm der Tiere zur Republik ernannt und Napoleon als einziger Kandidat zum Präsidenten gewählt.

Währenddessen arbeitet Boxer härter als zuvor, um die Windmühle noch vor seiner Pensionierung fertig zu stellen. Allerdings verletzt er sich schwer und wird von der Stute Kleeblatt und dem Esel Benjamin versorgt. Angeblich soll Boxer ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sich aber herausstellt, wird er vom Abdecker  abgeholt und die Schweine bekommen Geld für Whisky. Laut Schwatzwutz handle sich es dabei nur um ein Missverständnis wie er den anderen Tieren erzählt. Boxer sei nicht vom Abdecker abgeholt worden, sondern vom Tierarzt und man habe keine Kosten und Mühen gescheut.

Nach einigen Jahren...

Einige Jahre später erinnern sich nur noch wenige an die Zeiten der Rebellion. Die Windmühle steht mittlerweile, auch wenn sie nur zum Kornmahlen genutzt wird. Die Tiere arbeiten mittlerweile an der Errichtung einer zweiten Windmühle, die endlich den versprochenen Luxus liefern soll. Die Schweine und Hunde sind wie immer mit der „Verwaltung“ beschäftigt und können nicht helfen.

Trotzdem erscheint den Tieren das Leben als Privileg. Denn noch immer ist ihre Farm die einzige in ganz England, die von Tieren geleitet wird. Sie arbeiten also nur für sich, denn alle Tiere sind ja gleich.

Das ändert sich aber eines Tages, als die Schweine plötzlich auf den Hinterbeinen laufen, Kleidung tragen und Peitschen benutzen. Die Schafe blöken nunmehr:

„Vierbeiner gut, Zweibeiner besser.“

Das mag den Geboten des Animalismus widersprechen, aber die sind schon längst abgeändert worden – in jetzt nur noch ein Gebot:

„Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher. “

Kurz darauf zeigen die Schweine den umliegenden Farmern ihre Farm der Tiere und setzen sich im Haus zusammen. Die anderen Tiere beobachten das Schauspiel von außen: Es wird Bier getrunken und die Farmer loben die tolle Arbeit der Schweine. Allen voran Mr. Pilkington ist schwer beeindruckt. Laut ihm arbeiten die niederen Tiere auf der Farm der Tiere mehr und bekommen dafür weniger Futter als auf irgend einer anderen Farm.

Napoleon, der Vater der Tiere, erklärt, dass die Farm der Tiere von nun an wieder Herren-Farm heißen soll und ein Gemeinschaftsunternehmen sei, das allen Schweinen gemeinschaftlich gehöre. Die Tiere sollen sich nicht mehr mit „Genosse“ ansprechen und die Flagge soll von nun an schlichtgrün sein.

Gerade als es so scheint, dass sich alle versöhnt haben, bricht zwischen Mr. Pilkington und Napoleon ein Streit aus – denn beide hatten zeitgleich ein Pik-As ausgespielt. Die restlichen Tiere schauen von außen zu – aber es ist ihnen nicht mehr möglich, zwischen Schwein und Mensch zu unterscheiden.

Zusammenhang mit der Sowjetunion

Aber wie steht die Fabel jetzt im Zusammenhang mit der Sowjetunion? George Orwell, den ihr vielleicht von dem Roman „1984“ kennt, den ich euch auf diesem Blog auch schon vorgestellt habe, schrieb „Farm der Tiere“ gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, also noch vor „1984“. Und er beschreibt darin die Entwicklungen der jungen Sowjetunion.

Zar Nikolaus II. als Mr. Jones

Angefangen mit Zar Nikolaus II., der selbst im Luxus lebte und sich nicht um seine Untertanen kümmerte, sondern sie ausbeutete und verhungern ließ. Er wird durch den Alkoholiker Mr. Jones dargestellt.

Die westlichen Mächte als Mr. Pilkington

Mr. Pilkington als die westlichen Mächte um Großbritannien und den USA. Anfangs verfeindet, kooperieren Napoleon und Mr. Pilkington schließlich, bis sich das Verhältnis am Ende wieder verschlechtert – ein Ausblick also auf den Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion.

Das Dritte Reich als Mr. Frederick

Mr. Frederick als Adolf Hitler und das Dritte Reich. Zuerst versuchen Napoleon und Mr. Frederick ja Handlungsbeziehungen aufzubauen, die dann aber in einem Angriff vom Mr. Frederick enden, der versucht mit seinen Leuten die Farm einzunehmen, aber kläglich scheitert. Die geschichtlichen Parallelen wären hier der deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt, Unternehmen Barbarossa (Angriff Hitler-Deutschlands auf die Sowjetunion) und schließlich die Schlacht von Stalingrad.

Bolschewisten als Schweine

Die Schweine als die Bolschewisten mit Old Major als Karl Marx und Lenin. Das Führerschwein Napoleon stellt Josef Stalin dar und Schneeball seinen politischer Gegner Leo Trotzki, der zuerst ins Exil gezwungen und schließlich ermordet wurde. Und nachdem Napoleon Schneeball erfolgreich aus dem Weg geschafft hat, kreiert er eine Welt, die eigentlich noch schlimmer ist als das, gegen was sich die Tiere aufgelehnt hatten.

Und auch das Schwein Schwatzwutz spielt als Propagandaapparat natürlich eine wichtige Rolle.

Drei soziale Klassen als Pferde

Die Pferde zeigen die drei soziale Klassen:

  1. Boxer, der sich zu Tode arbeitet und naiv alles glaubt, was Napoleon sagt. Er repräsentiert die einfachen Arbeiter der Unterschicht, die von der kommunistischen Partei besonders ausgebeutet wurden – obwohl sie eigentlich der Grund für die Revolution waren. Das zeigt sich in der Fabel besonders daran, dass die Schweine Boxer vom Abdecker abholen lassen, um selbst von seinem Tod zu profitieren.
  2. Kleeblatt als die Mutterstute stellt die Mittelschicht dar, die etwas gebildeter ist.
  3. Mollie als das Bürgertum und der niedere russische Adel. Genau wie die beiden Gruppen verlässt auch Mollie kurz nach der Revolution die Farm, um ihren Luxus nicht aufzugeben.

Andere Tiere & Menschen

Aber auch den anderen Tieren und Menschen können Rollen zugeschrieben werden. Die Hunde können bspw. als Geheimpolizei gesehen werden, die Hühner als Bauern und Landarbeiter und die Schafe, die alles blind nachblöken was man ihnen erzählt, als das ungebildete Volk.

Moral der Fabel

Die Fabel ist aber nicht nur eine politische Streitschrift gegen den Stalinismus und dessen Zerstörung der sozialistischen Ideale. Sie zeigt auch, wie der eigentlich hoffnungsvolle Anfang einer Revolution durch Propaganda und Terror zerstört werden kann und wie sich die neue Elite den alten Machthabern angleicht. Die Moral also: Macht korrumpiert und jede Revolution kann in Diktatur umschlagen und zu neuer Unterdrückung führen.

George Orwell und "Die Pressefreiheit"

Da während des Zweiten Weltkrieges in England Kritik an Stalin tabu war, fand George Orwell auch erst keinen Verleger für seine Fabel. In seinem Text mit dem Titel „Die Pressefreiheit“ kritisiert er deshalb diese Unterdrückung, aber das wirklich schlimme sei laut ihm die Selbstzensur. Er schreibt dazu:

„Der dunkle Punkt der literarischen Zensur in England ist, daß sie weitgehend freiwillig geschieht.“

Und wenig später heißt es:

„Falls Freiheit überhaupt irgendetwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen.“

Falls ihr jetzt noch mehr Lust auf George Orwells Bücher bekommen habt, findet ihr hier die Zusammenfassung zu seinem Buch „1984“.

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