Der Kapitalismus ist das Grundübel unserer Gesellschaft und sorgt unter anderem für Hunger, unnötigen Konsum und sogar für Krieg. Dabei liegt die Lösung doch auf der Hand: Eine Welt, in der es kein Privateigentum mehr gibt und das Meiste vom Staat per Planwirtschaft vorgegeben wird. So zumindest die Argumente einiger Kommunismus- bzw. Sozialismusanhänger. Aber ist das wirklich so? Sorgt Kapitalismus wirklich für Ungleichheit, Profitgier oder sogar Faschismus und wäre damit ein anderes System vielleicht doch besser? Mein Name ist David und genau das schauen wir uns heute mit Dr. Dr. Rainer Zitelmanns Buch „Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten*“ an.
Interview mit Dr. Dr. Rainer Zitelmann
Übrigens habe ich mit Dr. Dr. Rainer Zitelmann auch ein Interview aufgenommen, in dem wir unter anderem über seine Zeit als Marxist sprechen und darüber, warum Kapitalismus nicht das Problem, sondern die Lösung ist. Hier findet ihr das passende Video - auch als Podcast verfügbar(Folge #67)-
Vergleich von einem realen System mit einem ausgedachten System
Laut Zitelmann ist der grundsätzliche Trick der Antikapitalisten, dass sie nicht zwei reale Systeme miteinander vergleichen, sondern ein reales System – nämlich den Kapitalismus – mit einer Idealvorstellung, die sie sich ausgedacht haben, die aber nie irgendwo ausprobiert wurde.
Der "wahre Sozialismus" ist anders
Denn tatsächlich sind laut Zitelmann alle sozialistischen Experimente bisher gescheitert. Was dann aber oft als Gegenargument kommt, ist, dass es ja nicht der „wahre Sozialismus“ gewesen sei.
In seinem Podcast vergleicht er das mit einer Hausfrau, die ihren Gästen einen Kuchen vorsetzt, von dem allen schlecht wird. Statt das nächste Mal ein anderes Rezept auszuprobieren, modifiziert sie das bestehende Rezept ständig einfach ein bisschen – was aber immer zum gleichen Ergebnis führt. Und so ist es laut Zitelmann auch beim Sozialismus.
Negative Einstellung der meisten Menschen zum Thema Kapitalismus
Obwohl der Kapitalismus erfolgreicher ist als alle anderen Wirtschaftssysteme der Geschichtsbücher, hat er nicht viele Anhänger. So hat Zitelmann beispielsweise in einer Studie herausgefunden, dass in den meisten der untersuchten Länder viele Menschen eher negative Assoziationen mit dem Thema Kapitalismus haben. Wobei alleine schon das Erwähnen des Wortes Kapitalismus schon einen großen Unterschied ausmachen kann.
Am stärksten kritisiert wird der Kapitalismus von Menschen, die politisch ganz links stehen. Umgekehrt gilt aber nicht zwangsweise die gleiche Logik. So hat Zitelmann bspw. herausgefunden, dass in Deutschland das ganz rechte Spektrum nicht so prokapitalistisch eingestellt ist wie gemäßigt Rechten.
Und was ich persönlich sehr interessant finde: Laut Zitelmanns Studie gibt es einen starken Zusammenhang zwischen Verschwörungsdenken und antikapitalistischer Einstellung – und das in allen 14 untersuchten Ländern.
Schauen wir uns jetzt aber mal konkret einige der Irrtümer der Antikapitalisten an. Das erste heißt:
1. Kapitalismus ist verantwortlich für Hunger und Armut
Aber ist das wirklich so? Wenn man sich mal die Fakten anschaut, kann dieses Argument eigentlich nicht mehr standhalten. So lebten 1820 – also vor der Entstehung des Kapitalismus – noch 90 Prozent der Menschen weltweit in Armut; heute sind es unter 10 Prozent.
Die Armut war also schon längst vor dem Kapitalismus da und ist nicht erst durch ihn entstanden. Ganz im Gegenteil: Der Kapitalismus hat dafür gesorgt, dass immer weniger Menschen in Armut leben – was sich an dem Beispiel Chinas zeigt. Dort wurde nach dem Tod von Mao Zedong Stück für Stück der Kapitalismus eingeführt. Das Ergebnis: Während 1981 noch 88 Prozent der Bevölkerung in extremer Armut lebten, sind es heute weniger als ein Prozent.
Maos „Großer Sprung nach vorne“
Gerade Maos „Großer Sprung nach vorne“, den Zitelmann als das „größte sozialistische Experiment der Geschichte“ bezeichnet, hat etwa 45 Millionen Tote gefordert. Denn die Planwirtschaft sorgte dafür, dass viele Menschen hungern mussten und die Lebenserwartung innerhalb von zwei Jahren von etwa 50 auf unter 30 Jahren sank.
Erst die Einführung von Privateigentum und die Gründung von privaten Unternehmen sorgten dafür, dass es wieder bergauf ging. Gerade die Sonderwirtschaftszonen, in denen das sozialistische Wirtschaftssystem ausgesetzt wurde, zeigen, dass China nicht wegen, sondern trotz der unbegrenzten Staatsmacht so schnell gewachsen ist. Denn dort, wo die Wirtschaft am stärksten privatisiert ist, gibt es auch die höchsten Wachstumsraten – und das kommt auch direkt der ärmeren Bevölkerung zugute.
Was wirklich gegen Armut hilft
Auch andere sozialistische Experimente in der Vergangenheit haben immer wieder gezeigt, dass der Kapitalismus mehr zur Überwindung von Armut und Hunger beigetragen hat als jedes andere System, das wir aus den Geschichtsbüchern kennen. Was also wirklich gegen Armut hilft, ist nicht weniger, sondern mehr wirtschaftliche Freiheit.
Aber führt das nicht zwangsweise zu mehr Ungleichheit?
2. Kapitalismus führt zu steigender Ungleichheit
Dazu muss man sich erst einmal fragen, ob mehr Gleichheit überhaupt erstrebenswert ist. Denn führt mehr Gleichheit dazu, dass man glücklicher ist? Hier spielt oft Neid eine Rolle, was sich aber kaum einer eingestehen möchte, denn das würde ja direkt die Frage aufwerfen, warum man es denn selbst nicht geschafft hat.
Zitelmann vertritt die Meinung, dass mehr soziale Ungleichheit gar nicht schlimm ist, solange das dafür sorgt, dass Armut reduziert wird. So hat sich bspw. im Frühkapitalismus in England gezeigt, dass sich für die Arbeiterschaft die Lebensbedingungen erheblich verbessert haben – auch wenn parallel die Ungleichheit gestiegen ist.
3. Kapitalismus ist schuld an Umweltzerstörung und Klimawandel
Auch dieses Argument ist nicht wirklich haltbar. So veröffentlicht die Yale-Universität seit 20 Jahren bspw. jährlich den „Environmental Performance Index“, der zeigt, wie gut verschiedene Länder beim Thema Umweltschutz abschneiden. Das Ergebnis: Umweltschutz und Bruttosozialprodukt scheinen in direktem Zusammenhang zu stehen.
Vergleicht man das jetzt damit, wie wirtschaftlich frei die Länder sind, zeigt sich ein klares Bild: Die wirtschaftlich freiesten Länder schneiden beim Umwelt-Index der Yale-Universität am besten ab. Und die Länder, die am wirtschaftlich unfreisten sind, schneiden am schlechtesten ab.
Der Kapitalismus ist also eigentlich gut für die Umwelt. Dahingegen haben Planwirtschaft und Sozialismus in der Vergangenheit zu den größten Umweltzerstörungen geführt – bspw. in der Sowjetunion oder auch in China. Je größer also die wirtschaftliche Freiheit, desto besser die Umweltindizes.
Dazu kommen Innovationen wie das Smartphone, was dafür sorgt, dass viel ressourcenschonender produziert werden kann. Während man früher noch eine Kamera, ein Wecker oder auch ein Wörterbuch gebraucht hat, passt dank des Kapitalismus mittlerweile alles in ein Gerät.
4. Kapitalismus führt zum Krieg
Viele Menschen haben mittlerweile die These von Karl Marx angenommen, wonach Kriege vor allem deshalb geführt werden, weil sie im Interesse der Kapitalisten liegen. Wobei Kriege in der vorkapitalistischen Zeit aber eigentlich viel häufiger vorkamen als heutzutage.
Da mittlerweile aber die Größe eines Landes und auch die Rohstoffvorkommen nicht mehr wirklich von Bedeutung für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes sind, braucht man aus diesem Grund schon mal keine anderen Gebiete einnehmen.
Der Zweite Weltkrieg
Schauen wir uns dazu mal den Zweiten Weltkrieg an. Und tatsächlich spielten für Adolf Hitler wirtschaftliche Faktoren eine entscheidende Rolle. Denn ihm ging es um die Lebensraumerweiterung, die dazu dienen sollte, Deutschland unabhängiger von der Weltwirtschaft zu machen. Allerdings nicht für private Unternehmen, denn für die Zeit nach dem Krieg sah Hitler eine Planwirtschaft vor.
Der Zweite Weltkrieg und auch der Erste Weltkrieg waren für Unternehmer also keinesfalls erstrebenswert. So kam es durch die Kriege bspw. zu extremen Steuererhöhungen und insgesamt sorgten die Kriege dafür, dass das Vermögen der Reichen massiv reduziert wurde – und zwar auch bei den Siegermächten. Die Kapitalisten waren also großen Verlierer der beiden Weltkriege.
Zweiter Irakkrieg
Ist das aber heutzutage immer noch so? Nehmen wir dazu mal den zweiten Irakkrieg, bei dem es oft hieß, dass die USA an das irakische Öl ran wollen. Schaut man sich aber moderne Analysen an, dann kommen die eher zu dem Schluss, dass es den USA darum ging, Macht zu demonstrieren und ein Exempel zu statuieren. Wäre es wirklich ums Öl gegangen, hätte man sich auch Saudi-Arabien als einfacheres Ziel aussuchen können und hätte sogar noch größere Ölvorräte bekommen.
Fazit
Kriege haben also oft nichts mit den Interessen der Kapitalisten zu tun, sondern haben andere Ursachen. Was sich auch daran zeigt, dass Kriege Kapitalisten oft eher schaden als nützen.
Anitkapitalismus als politische Religion
Wie die Fakten von Dr. Dr. Rainer Zitelmann zeigen, ist der Kapitalismus eigentlich viel besser als oft angenommen. Trotzdem scheint die Wahrnehmung eine andere zu sein. Der Antikapitalismus ist also nicht auf rationalen Erkenntnissen begründet, sondern stützt sich viel auf Emotionen.
Anders als der Kapitalismus gibt der Antikapitalismus den Menschen Sinn und kann unterschiedliche Formen annehmen – er kann also als eine politische Religion gesehen werden. Zwei Merkmale sind dabei typisch:
- Neid wird rationalisiert und umgedeutet für die „soziale Gerechtigkeit“
- Aus dem individuellen Versagen wird Marktversagen. Man sieht sich also als Opfer, um seine eigene Situation zu rechtfertigen
Wie man aufhört ständig das Opfer zu sein, zeige ich euch hier mit Robert Ringers Buch „Winning through Intimidation“.