„Get rich slow is get rich old“
Viele Menschen meinen, dass sie sich jetzt abrackern müssen, um dann irgendwann später in der Rente ein schönes Leben führen können. Das dauert dem Autor aber zu lange. „Get rich slow is get rich old“ – so sein Motto. Er möchte mit Millionaire Fastlane* zeigen, wie Reichtum auch schon in jungen Jahren geht – eine Abkürzung zu Reichtum also, wie es auch MJ DeMarco geschafft hat. Im Prinzip also die Verwirklichung des American Dream.
Um vielleicht direkt am Anfang ein paar Erwartungen zu dämpfen: Es geht in "The Millionaire Fastlane" um schnellen Reichtum, nicht um leichten Reichtum. Man muss dazu also natürlich schon auch einiges an Arbeit reinstecken.
Grundsätzlich bedeutet Wohlstand oder Reichtum nicht, dass man viele materielle Dinge besitzt. Denn viele Menschen versuchen reich auszusehen, sind es aber in Wahrheit eigentlich nicht. Stattdessen sind die drei F’s relevant:
- Familie (Beziehungen)
- Fitness (Gesundheit)
- Freiheit (Wahlmöglichkeit: Selbst entscheiden, was man wann wo wie mit wem machen will)
Geld macht uns also nicht glücklich, wenn es bspw. durch Konsumschulden unsere Freiheit eingrenzt. Mit Geld kann man aber – wenn es richtig eingesetzt wird – Freiheit kaufen und die führt wiederum zu mehr Zufriedenheit.
Roadmaps
Grundsätzlich teilt MJ DeMarco in Millionaire Fastlane in drei verschiedene Roadmaps ein, die wir uns jetzt nacheinander genauer anschauen möchten:
1. Sidewalk
Die Definition eines Sidewalkers ist relativ einfach: Ihr Plan ist es, keinen Plan zu haben.
Selbst wenn diese Menschen mehr Geld verdienen, bringt sie das im Normalfall nicht zu mehr Wohlstand – denn das eingenommene Geld wird oft direkt wieder ausgegeben und ihr Lebensstil wird durch Konsumschulden aufgewertet. Sie leben also im Hier und Jetzt und denken nicht wirklich an die Zukunft.
Diese Menschen übernehmen im Normalfall auch keine Verantwortung für ihr Leben, sondern beschuldigen andere für ihr Unglück.
MJ DeMarco vergleicht Sidewalker mit Tramper, die anderen die Kontrolle übergeben, weil sie nicht selbst im Fahrersitz sitzen. Der erste Schritt wäre also, selbst die Kontrolle über sich, sein Leben und seine Finanzplanung zu übernehmen.
Das Vermögen eines Sidewalkers setzt sich aus Einkommen und Schulden zusammen. Wenn das Einkommen weg bleibt, ist das natürlich ein großes Problem. Deshalb führe dieser Lebensstil laut MJ DeMarco in Armut.
Diesen Weg verfolgen sehr viele Menschen. Beispielsweise geben 40% der US-Amerikaner an, kurzfristig keine 400 US-Dollar aufbringen zu können. Sie leben also „Paycheck to Paycheck“ – also von Einkommen zu Einkommen.
Die Regel sei dabei ganz einfach: Wenn man denkt, man kann sich etwas leisten, kann man es sich nicht leisten.
Typisch für Sidewalker ist auch, dass sie Ereignisse haben wollen, aber nicht bereit sind, den Prozess durchzumachen. Glück und Wohlstand sind aber kein Ereignis, sondern das Ergebnis von Prozess.
Deshalb sind Sidewalker auch auf der Suche nach dem nächsten großen Hit und versuchen es bspw. mit Lotto oder im Casino – alles Ereignisse. Sie wollen also etwas haben, möchten aber nicht wirklich etwas dafür tun und kaufen teilweise Produkte von Gurus, die leichten Reichtum versprechen – wodurch aber im Normalfall nur der Verkäufer reich wird.
Natürlich kann man auch MJ DeMarco vorwerfen, durch den Verkauf seines Buches reicher zu werden.
2. Slowlane
Jetzt denkt ihr euch vielleicht: So bin ich nicht. Ich spare mein Geld und investiere fleißig per Sparplan in einen ETF. Dann wärt ihr nach MJ DeMarco Definition ein sog. Slowlaner. Das ist im Endeffekt genau das Gegenteil eines Sidewalkers, denn Slowlaner haben einen Plan.
Diese Menschen haben die Einstellung: Geh zur Schule, mach eine gute Ausbildung und investiere 10 % deines Einkommens als Buy und Hold. Also arbeiten, sparen, investieren.
Ihr Wohlstand setzt sich damit aus dem Einkommen und Investitionen zusammen. Schnellen Reichtum kann man mit dieser Strategie aber eher weniger nicht aufbauen.
Denn das Problem ist: Man tauscht Geld gegen seine Lebenszeit. Die Einheit ist ja grundsätzlich: Betrag x pro Stunde. Allerdings ist unsere Lebenszeit natürlich begrenzt und nur die wenigsten schaffen es, ein so hohes Gehalt auszuhandeln, dass sie reich werden können. Als Ausnahmen gelten hier bspw. Schauspieler, Musiker und andere Berühmtheiten.
Als Beispiel rechnet der Autor vor, wie lange es für bestimmte Berufsgruppen wie Architekten oder Softwareentwickler brauchen würde, um eine Million US-Dollar anzusparen – wenn sie 20 % Steuern zahlen müssen und 10 % ihres Gehalts sparen. Das Ergebnis: Egal welcher Beruf betrachtet wird, es dauert mindestens 100 Jahre, um die Millionenmarke zu knacken. Wie das ganze mit Verzinsung aussieht, schauen wir uns gleich noch an.
Ein weiteres Problem ist laut DeMarco, dass man als Slowlaner keine Kontrolle hat – weder über sein Einkommen noch über seinen Finanzplan. Er nennt es Uncontrollable Limited Leverage (ULL). Denn um viel Geld zu verdienen, brauche man:
- Kontrolle
- Leverage (Hebel)
Und Zeit kann man weder kontrollieren, noch verlängern, um mehr Geld zu verdienen. Es gibt also immer eine gewisse Obergrenze, denn jeder hat nur 24 Stunden pro Tag zur Verfügung.
Und genau das sei laut DeMarco das Problem. Denn selbst wenn man das vorherige Beispiel mit Verzinsung durchrechnet, komme ich bei einem Architekten - anstatt auf 147 Jahre um die Millionenmarke ohne Verzinsung zu knacken - auf 43 Jahre bei einer Verzinsung von 5 % pro Jahr.
Laut dem Autor geht mit Aktien und Indexfonds der Vermögensaufbau viel zu langsam und es gibt ein weiteres Problem: Keine Kontrolle und kein Leverage. Insgesamt führt diese Strategie nicht über den Durchschnitt hinaus.
Man sollte die Börse nicht zum Vermögensaufbau nutzen, sondern erst Vermögen aufzubauen und dann sein bereits bestehendes Vermögen an der Börse vermehren – so MJ DeMarco.
Anstatt den Gürtel immer enger zu schnallen, um seine Ausgaben weiter zu senken, sollte man lieber die Einnahmen erhöhen. Das geht ja aber wie gesagt bei Slowlanern relativ schlecht, deshalb kommen wir jetzt zur Lösung: Fastlanern.
3. Fastlane
Hier geht es darum, das ULL (Untrontrollable Limited Leverage) in ein Controllable Unlimited Leverage (CUL) zu verwandeln.
Das geht, indem man vom Konsumenten zum Produzenten wird – z.B. als Unternehmer, Erfinder oder Visionär – und damit sein Gehalt von der eingesetzten Zeit entkoppelt. Die Variablen werden dadurch kontrollierbar und unbegrenzt.
Dabei ist allerdings nicht alles gleich gut geeignet. Denn es gibt auch Unternehmer, die aber eigentlich wie in einem Job arbeiten. Als Beispiel nennt DeMarco Franchisenehmer, die nur sehr wenig Gestaltungsmöglichkeiten haben. Stattdessen sollte man wenn schon der Franchisegeber sein.
Andere gute Beispiele sind Immobilen, Internet- und Softwareunternehmen oder die Arbeit als Autor. Generell setzt sich das Einkommen eines Fastlaners aus Gewinnen und Vermögenswerten zusammen.
Das Ziel könnte zum Beispiel sein, ein Unternehmen aufzubauen, dann zu verkaufen und das Geld zu investieren, um einen passiven Einkommensstrom zu generieren.
Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Wie kann man also ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen?
Laut MJ DeMarco fängt alles mit unseren Entscheidungen an – schlechte Entscheidungen führen zu Armut, gute zu Reichtum.
Dazu gehört auch das Umfeld. Entscheidet man sich für ein schlechte oder gute Freunde?
Außerdem sollten wir anfangen, unsere Zeit als den größten Vermögenswert zu betrachten. Schließlich ist unsere Zeit begrenzt. Geld dahingegen ziemlich unbegrenzt.
Als nächster Punkt sollte man niemals aufhören, sich weiterzubilden. Harte Arbeit und Verpflichtung unterscheiden Gewinner von Verlieren. Um nicht so leben wie andere, muss man anfangen, Dinge zu tun, die andere Menschen nicht bereit sind zu tun. Dabei darf man auch nicht vor Fehlern zurückschrecken. Denn die gehören zum Prozess dazu. Und wann ist der perfekte Zeitpunkt um zu starten? Jetzt.
5 Voraussetzungen für ein erfolgreiches Unternehmen
Sehr erfolgreiche Unternehmen erfüllen fünf Voraussetzungen:
1. Kontrolle
Diesen Punkt haben wir ja vorhin schon kurz angesprochen: Das heißt einfach, dass man selbst im Fahrersitz sitzen sollte. Beispiel Network Marketing: Laut dem Autor grundsätzlich ein gutes Instrument, aber wenn schon, dann sollte man der Anbieter sein.
2. Einstiegsbarrieren
Sind die Einstiegsbarrieren zu gering, hat man relativ wahrscheinlich auch mit mehr Konkurrenz zu kämpfen. Wenn jeder gerade dabei ist, etwas zu machen, dann ist das eher ein Warnsignal. Die Einstiegsbarrieren sollten also bestenfalls nicht zu niedrig liegen.
3. Bedürfnisse der Kunden
Menschen sind grundsätzlich egoistisch. Sie wollen also wissen: Was bringt mir das? Wenn man es schafft, ein Bedürfnis zu stillen, hat eigentlich fast schon gewonnen.
Viele gründen aber ein Unternehmen, um Geld zu verdienen oder um das zu tun was sie lieben. Laut MJ DeMarco nicht der richtige Ansatz zur Gründung eines Unternehmens. Stattdessen sollte man sich immer fragen, wie man es schafft, die Probleme anderer Menschen zu lösen. Zum Beispiel hätte bestimmt vielen während des Lockdowns ein Haarschneideroboter geholfen. Vielleicht ein Grund sowas kurzerhand selbst zu entwickeln.
4. Zeit
Wie bereits gesagt, ist unsere Zeit begrenzt. Ein Unternehmer, bei dem das Gehalt von der eingesetzten Zeit abhängt, ist ein Job – so DeMarco. Deshalb sollte man diese beiden Punkte versuchen zu entkoppeln, sodass man auch dann Geld verdient, wenn man nicht arbeitet.
5. Skalierbarkeit
Skalierbarkeit geht über zwei Faktoren: Entweder man erhöht die Anzahl der verkauften Produkte und/oder den Profit, der pro Stück erzielt wird.
Am besten erfüllt ein Unternehmen alle diese fünf Faktoren. Dabei muss man gar nicht das Rad neu erfinden. Es reicht schon, wenn man ein bestehendes Konzept verbessert. Oft findet man auch direkt im Umfeld viele potenzielle Geschäftsideen.
Wichtig ist natürlich, dass es dann nicht nur bei einer Idee bleibt, sondern dass man auch in die Umsetzung kommt. Dabei sollte man eine Brand aufbauen, kein Unternehmen – wozu natürlich auch die USP (Unique Selling Proposition) wichtig ist, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Am besten fokussiert man sich auch zu 100 % auf ein Unternehmen und hat nicht noch parallel 10 weitere Geschäft am Laufen. Ansonsten kann man schnell den Fokus verlieren.
Persönliches Fazit
Grundsätzlich war das Buch tatsächlich eines der besten, die ich bisher zum Thema Reichtum gelesen habe. Deshalb vielen Dank an XQuisite Sports für den Tipp.
Mittlerweile gibt es das Buch auch auf Deutsch, allerdings gibt es einige Punkte, die sich nicht 1:1 auf Deutschland anwenden lassen. Beispielsweise stellt MJ DeMarco den Sinn vieler Hochschulausbildungen in Frage, da viele dafür in den USA einen Kredit aufnehmen, um die hohen Studiengebühren zu decken. In Deutschland gibt es diese Kosten aber nicht und deshalb muss man das anders bewerten.
Grundsätzlich erhält man aber viele nützliche Tipps zum Thema Unternehmertum und Finanzplanung. Also meiner Meinung nach auf jeden Fall einen Blick wert – selbst für ETF-Verfechter, Frugalisten und Sidewalker.