Kennt ihr die Geschichte von Ronald Read? Ronald war Hausmeister und Tankwart und als er 2014 starb, hinterließ er ein Vermögen von 8 Millionen Dollar. Dabei hat er weder im Lotto gewonnen oder Geld geerbt. Was er stattdessen gemacht hat, ist so viel wie möglich zu sparen und es zu investieren, um den Zinseszinseffekt für sich arbeiten zu lassen.
Auf der anderen Seite haben wir einen Harvard-Absolventen, der in seinen 30ern pleite gegangen ist, obwohl er vorher als erfolgreicher Finanzmanager gefeiert wurde. Gier und Ungeduld haben hier für den Absturz gesorgt.
Bildung nicht entscheidend
Wie das Buch „The Psychology of Money“ bzw. "Über die Psychologie des Geldes*" von Morgan Housel zeigt: Bildung ist bei der Geldanalage nicht unbedingt entscheidend. Was sich stattdessen auszahlt, ist langfristiges Engagement.
Das zeigt auch die Geschichte von Warren Buffet. Wie hat er es geschafft, einer der reichsten Menschen der Welt zu werden? Zwar spielt seine Investmentstrategie sicherlich auch eine Rolle, aber es gibt noch einen anderen Grund:
Denn das erstaunliche ist, dass von den 84,5 Milliarden Dollar Vermögen, die Warren Buffett hatte als das Buch geschrieben wurde, 84,2 Milliarden davon nach seinem 50. Geburtstag entstanden sind und 81,5 Milliarden kamen in seinen 60ern.
Und da Warren Buffett bereits mit 10 Jahren mit dem Investieren angefangen hat, konnte sich so über die Zeit einiges ansammeln. Sein eigentliches Geheimnis ist also der Zinseszinseffekt.
Das sehen aber bestimmt nicht alle so. Denn:
Jeder hat eine andere Einstellung zu Geld
Und genau deshalb sollte man auch nicht einfach vorschnell darüber urteilen, wie jemand mit seinem Geld umgehet.
Hat jemand zum Beispiel bei der Dotcom-Blase viel Geld mit der Telekom-Aktie verloren oder jetzt erst mit Wirecard, ist diese Person vermutlich gebrandmarkt und wird das Geld vielleicht lieber auf dem Sparbuch parken.
Hat man so wie ich die Dotcom-Blase aber gar nicht miterlebt und kennt eigentlich fast nur steigende Kurse, ist das eher schwierig nachzuvollziehen.
Und genau diese unterschiedlichen Erfahrungen sorgen dafür, dass manche Menschen etwas mit ihrem Geld machen, was andere absolut nicht nachvollziehen können – wie zum Beispiel Lottoscheine zu kaufen.
Andere finanzielle Ziele
Das kann auch daran liegen, dass man komplett andere Ziele verfolgt. Oft schaut man ja einfach was die anderen machen und kopiert ihre Strategie dann. Wenn also der Kurs einer Aktie fällt und plötzlich alle panisch aussteigen, bekommt man selbst auch Angst und verkauft dann eventuell auch alles.
Das Problem daran ist nur, dass jeder unterschiedliche Ziele und Strategien verfolgt. Während dem Daytrader, der auf den schnellen Gewinn aus ist, eigentlich ziemlich egal ist, ob ein Unternehmen sich langfristig gut entwickelt oder nicht, sieht das bei einem langfristigen Investor wieder komplett anders aus. Deshalb kann es ziemlich gefährlich werden, einfach zu schauen was die anderen machen, um ihre Strategie dann zu kopieren.
Rationale Geldanlage
Denn es kann auch sein, dass diese Menschen nicht rational handeln, sondern so, dass sie nachts besser schlafen können.
Habt ihr bspw. so viel angespart, dass ihr euch ein Haus direkt bar kaufen könnt, würden euch die meisten wahrscheinlich eher davon abraten und empfehlen, einen günstigen Kredit für das Haus aufzunehmen und das eigene Geld zu investieren, um den Einsatz zu hebeln und den Profit zu vergrößern. Das wäre zumindest rational gesehen sinnvoller.
Fühlt ihr euch aber dadurch besser, dass ihr keinen Kredit am laufen habt und dadurch frei von Verpflichtungen seid, kann es sehr wohl sinnvoll sein, das Haus einfach in bar zu bezahlen, wenn man dadurch nachts besser schlafen kann – auch wenn das rational gesehen nicht die profitabelste Lösung ist.
Denn wir Menschen sind ja keine Maschinen, die einfach stumpf nach einem Excel-Sheet handeln. Denn da kann man auch den Faktor Glück gar nicht einrechnen.
Glück
Oft sieht man erfolgreiche Menschen und denkt, dass sie es nur durch harte Arbeit und Disziplin so weit geschafft haben. Das mag zwar auch stimmen, aber man darf die Rolle von Glück nicht unterschätzen – sowohl bei der Geldanlage als auch allgemein im Leben.
Bill Gates hatte zum Beispiel Glück, dass er an eine der wenigen Highschools in den USA zur Schule gegangen ist, an der es einen Computer gab. Ohne diesen Glücksfall würde es Microsoft heute vielleicht gar nicht geben.
Überlebenskampf
Den Erfolg von Geld kann man mit einem Wort ganz gut zusammenfassen: Überleben. Dabei kann man sich zwar der Vergangenheit bedienen, um aus ihr zu lernen, allerdings gibt es auch ständig neue Situationen, auf die man auch reagieren können muss.
Reich werden und reich bleiben
Reich zu werden ist eine Sache, aber reich zu bleiben ist das eigentlich schwierige. Immer wieder gibt es Geschichten von Menschen, die unglaublichen Wohlstand angehäuft haben, nur um dann relativ schnell wieder alles zu verlieren, weil sie nicht damit umgehen können.
Denn reich zu bleiben erfordert ganz andere Fähigkeiten als reich zu werden. Während man am Anfang teilweise hohe Risiken eingeht, um Wohlstand aufzubauen, sollte man irgendwann anfangen, den Reichtum zu schützen, indem man eher Risiken scheut. Um also sein Geld zu behalten, ist eher Angst und Demut angesagt.
Genug haben
Dazu muss man irgendwann mal erkennen, wann genug ist. Denn ansonsten will man immer mehr und vergleicht sich ständig.
Diese Endlosspirale kann ziemlich böse enden, wie der Fall von Rajat Gupta zeigt. Rajat wuchs in Indien in Armut auf, aber schaffte es zum CEO von McKinsey aufzusteigen und 2008 100 Millionen Dollar wert zu sein. Das reichte ihm offenbar aber noch nicht und so nutzte er Insiderinformationen, um schnell 17 Mio. Dollar zu machen. Die Aufsichtsbehörde bekam Wind davon, verurteilte Rajat und er kam in den Knast.
Was man daran auch schon sieht: Es gibt in unserem Leben oft wenige entscheidende Faktoren, die den Großteil ausmachen. So sorgen zum Beispiel nur ein paar Aktien dafür, dass das Portfolio gut läuft während die anderen eher durchschnittlich performen oder abstürzen.
Das geht aber natürlich wie bei Rajat Gupta auch in die andere Richtung: Also, dass nur ein Ereignis die komplette Karriere zerstört. Und das kann auch bei der Geldanlage passieren, wenn man zu gierig wird und alles in eine Aktie investiert, um schnell reich zu werden. Dadurch wird man aber im Normalfall nur schnell arm und versaut sich eventuell jahrelange Arbeit.
Sicherheitsmarge
Dabei sollte man auch immer eine Sicherheitsmarge einbauen. Also nicht davon ausgehen, dass nur weil der Aktienmarkt in den letzten Jahren im Durschnitt um 7 Prozent gestiegen ist, das auch weiter so gehen wird. Stattdessen sollte man lieber konservativ rechnen. Denn schlimm wäre es, wenn man sich exakt ausrechnet wie viel Geld man zum Beispiel für die Rente investieren muss, um dann später gut leben zu können, aber am Ende das Geld doch nicht reicht, weil zum Beispiel die Inflation bereits alles aufgefressen hat oder der Markt doch nicht so gut performed hat. Deshalb eine Sicherheitsmarge einbauen.
Unnötiger Konsum
Oft gibt man ja aber auch Geld aus, um sich Dinge zu kaufen von denen man denkt, andere Menschen damit beeindrucken zu können. So kauft man sich zum Beispiel ein viel zu teures Auto, um respektiert zu werden und Anerkennung zu bekommen. Die Wahrheit ist aber, dass man das eher durch Freundlichkeit und Bescheidenheit erreicht als mit Dingen, die man sich eigentlich gar nicht leisten kann.
Geld = Freiheit
Lieber spart man das Geld – auch wenn man kein konkretes Ziel vor Augen hat. Denn Geld gibt einem Freiheit. Bspw. die Freiheit, nicht jeden Job annehmen zu müssen oder einfach kündigen zu können, wenn der Chef gerade mal wieder nervt.