Steven Pressfield: The War of Art

Wie kann man das Prokrastinieren überwinden und vom Amateur zum Profi werden?
David Werner
Inhaltsverzeichnis

“Für Hitler war es einfacher, den Zweiten Weltkrieg zu beginnen, als sich mit einem leeren Platz auf der Leinwand auseinanderzusetzen.“

So zumindest Steven Pressfield in seinem Buch „The War of Art*“. Mein Name ist David und heute schauen wir uns mal mit dem Buch an, wie Steven Pressfield zu dieser Aussage kommt und wie man das Prokrastinieren überwinden kann, indem man vom Amateur zum Profi wird.

Am Anfang aber noch kurz ein Hinweis in eigener Sache: Zusammen mit FinanzMario habe ich einen Buchtalk zu "The War of Art" aufgenommen, in dem wir uns einzelne Themen herausgreifen und darüber diskutieren. Hier geht es zum Podcast (Folge 65).

Das Grundübel: Resistance

Steven Pressfield nennt die unsichtbare Kraft, die uns davon abhält kreativ zu arbeiten, Resistance. Und dieser Widerstand sorgt dafür, dass wir erst gar nicht mit der Arbeit anfangen. Es ist also nicht das Schreiben an sich schwierig, sondern sich erst einmal hinzusetzen, um zu schreiben.

Laut Steven Pressfield haben wir zwei Leben: Unser aktuelles Leben und das Leben, das wir führen könnten – das ungelebte Leben also. Und zwischen diesen beiden Leben steht Resistance. Oft haben wir eine Vision davon, wie unser Leben aussehen könnte. Aber diese Vision wird durch Resistance nie in die Realität umgesetzt. So ist man dann ein Schriftsteller, der nie schreibt oder ein Maler, der nie malt.

Laut Steven Pressfield ist Resistance die toxischste Kraft auf unserer Welt, die dafür sorgt, dass wir nicht unser volles Potential ausschöpfen. Dabei sind wir aber nicht alleine – denn jeder hat mit Resistance zu kämpfen.

Wenn jeder auf der Welt seine Träume verfolgen würde, hätten wir laut dem Autor kein Problem mit Alkoholabhängigen oder Kriminellen und viele psychische Probleme würden sich in Luft auflösen.

Auslöser von Resistance

Resistance kann durch viele Faktoren ausgelöst werden. Beispielsweise dadurch, dass man einer kreativen Tätigkeit wie Schreiben oder Malen nachgehen will, oder dass man ein Business gründen möchte. Alles Tätigkeiten, bei der man nicht direkt eine Belohnung bekommt, sondern erst langfristig Ergebnisse sieht.

Auch wenn Resistance unsichtbar ist, ist es eine negative innere Kraft, die wir alle spüren können und die dafür sorgt, dass wir nicht unsere Arbeit machen. Dafür findet Resistance immer neue Gründe, die letztendlich alle nur Ausreden sind.

Dazu schreibt Steven Pressfield:

"Rationalization is Resistance's right-hand man. Its job is to keep us from feeling the shame we would feel if we truly faced what cowards we are for not doing our work."

Steven Pressfield bezeichnet Resistance als Zerstörungsmaschine, die darauf programmiert ist, uns von der Arbeit abzuhalten. Dabei kennt diese Kraft uns aber nicht persönlich, sondern betrifft als Naturgewalt jeden von uns.

Dieser Kampf ist auch nie gewonnen, sondern muss täglich neu ausgefochten werden. Wenn wir Resistance bekämpfen, sind wir in einem Krieg auf Leben und Tod – so zumindest Steven Pressfield.

Resistance überwinden

Aber wie kann man diesen Kampf gewinnen? Eigentlich ganz einfach, denn laut Steven Pressfield hat Resistance an sich keine Kraft, sondern wird durch unsere Angst vor ihr gefüttert. Wenn man die Angst beherrscht, kann man Resistance überwinden und besiegen.

Resistance funktioniert dabei nur in eine Richtung – und zwar nach oben. Hat man also eine Aufgabe, die weit unter dem momentanen Können liegt, braucht man sich um Resistance keine Sorgen machen.

Je wichtiger eine Aufgabe dabei für uns ist, umso mehr hat man mir Resistance zu kämpfen. Man kann diese Kraft also als Kompass verwenden, um zu schauen, welche Aufgaben man zuerst machen sollte.

Gerade wenn man kurz vor der Ziellinie steht, muss man aber aufpassen, dass Resistance einen dann nicht doch noch einholt. Und auch andere Menschen könnten ein Problem werden, wenn sie einen davon abhalten, tatsächlich zum Arbeiten zu kommen.

Symptome von Resistance

Aber wie äußert sich Resistance jetzt konkret? Die häufigste Folge ist Prokrastination. Man sagt sich also nicht, dass man nie mit dem Laufen oder dem Schreiben eines neuen Romans anfangen wird. Stattdessen geht es morgen los – zumindest in der Theorie.

Das Problem daran: Prokrastination kann zur Gewohnheit werden und dafür sorgen, dass man alles bis zum Sterbebett aufschiebt. Man kann sein Leben aber jederzeit ändern und immer damit starten, seine Träume zu verfolgen.

Neben Prokrastination äußert sich Resistance aber auch in Drogenkonsum, Alkohol, Sex, Masturbation, Fernsehen, Shopping oder dem Konsum von ungesunden Lebensmittel. Alles Faktoren, durch die man eine direkte Belohnung bekommt.

Resistance kann aber auch dafür sorgen, dass man sich in Schwierigkeiten begibt oder aus seinem Leben eine Seifenoper macht, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Aber auch Krankheiten wie Depressionen oder Angstzustände können laut Steven Pressfield eine Auswirkung von Resistance sein. Dazu schreibt der Autor:

"People aren’t sick. They are self-dramatizing."

Hier kann man auch leicht in eine Opferrolle fallen oder sich hinter seinem Partner verstecken, der Resistance besiegt hat. So bekommt man aber selbst keine Arbeit gemacht. Deshalb raus aus der Opferrolle und selbst die beste Version von sich erschaffen und nicht erst darauf warten, bis man „geheilt“ ist oder sich bereit dazu fühlt.

Auswirkungen von Resistance

Aber wie fühlt sich Resistance eigentlich an? Zuerst sind wir unglücklich und fühlen uns schlecht. Wir sind gelangweilt, wollen zurück ins Bett und hassen uns selbst und unser Leben.

Resistance kann in der nächsten Stufe aber auch klinisch werden und zu Aggressionen und Depressionen führen. Danach zu Kriminalität und physischer Selbstzerstörung  – so zumindest Steven Pressfield. Um das zu überwinden, hilft aber kein übermäßiger Konsum, sondern nur sich hinzusetzen und seine Arbeit zu machen.

Resistance kann auch dazu führen, dass man ständig über andere Menschen lästert oder sie kritisiert.

Selbstzweifel und Angst sind laut Steven Pressfield gute Indikatoren, weil sie uns zeigen, was zu tun ist und was wir wirklich lieben. Denn wäre einem die Aufgabe oder das Projekt nicht wichtig, würde man gar nichts fühlen.  

Vom Amateur zum Profi werden

Aber wie kann man Resistance jetzt besiegen? Laut Steven Pressfield muss man dazu vom Amateur zum Profi werden, indem man sein ganzes Leben einer Sache widmet. Also nicht einfach am Abend oder Wochenende mal ein bisschen an dem Roman schreiben, den man veröffentlichen will, sondern sich der Sache Vollzeit committen.

Und indem man sich jeden Tag hinsetzt und seine Arbeit macht, setzt man eine Kraft frei, die für Inspiration sorgt. Dabei sollte man richtig priorisieren und zuerst das wichtige und nicht das dringende machen.

Das interessante dabei ist, dass wir bereits alle Profis sind – und zwar in unserem Job. Sprich:

  1. Wir sind jeden Tag da
  2. Wir kommen, egal was ist
  3. Wir sind den ganzen Tag dort
  4. Wir sind langfristig engagiert
  5. Für uns steht viel auf dem Spiel
  6. Wir bekommen Geld dafür
  7. Wir überidentifizieren uns nicht mit dem Job
  8. Wir beherrschen unseren Job
  9. Wir haben bei der Arbeit Sinn für Humor
  10. Wir bekommen Lob oder Kritik in der realen Welt

Jemand, der bspw. nur in seiner Freizeit ein bisschen malt, ist kein Profi. Denn da trifft keine der genannten Faktoren zu. Sowohl der Amateur als auch der Profi machen etwas, weil sie es lieben. Der Amateur liebt seine Arbeit aber nicht so sehr, als dass er sein Leben dieser Sache verschreibt. Zu viel Liebe kann aber auch schlecht sein und dafür sorgen, dass man aus Angst vor Rückschlägen wie gelähmt ist.

Der Profi ist geduldig und weiß, dass er erst langfristig belohnt wird. Außerdem akzeptiert er kein Chaos oder Ausreden und sieht seine Arbeit als Handwerk – nicht als Kunst. Und ein Profi weiß, dass die Angst immer da sein wird und er den Kampf jeden Tag auf Neue führen muss. Dafür muss er vorbereitet sein und jeden Tag die Selbstsabotage überwinden.

Außerdem nimmt ein Profi die Welt so wie sie ist und ist auch bereit, Hilfe anzunehmen. Ein Profi identifiziert sich nicht über seine Arbeit, nimmt Rückschläge nicht persönlich und macht trotzdem immer weiter. Denn der Kampf findet nur in unserem Kopf statt.

Dazu schreibt Steven Pressfield:

"The professional keeps his eye on the doughnut and not on the hole. He reminds himself it’s better to be in the arena, getting stomped by the bull, than to be up in the stands or out in the parking lot."

Dazu schlägt Steven Pressfield vor, sich selbst anzustellen. Eine Myself Incorporation also, bei der man sich selbst auch Aufgaben zuweisen kann. Man ist also der Boss und der Angestellte gleichzeitig. Wichtig dabei:

"The pro keeps coming on. He beats Resistance at its own game by being even more resolute and even more implacable than it is."

Ein Pro weiß aber auch, dass man nur in einer Sache wirklich gut werden kann. Und wenn man jeden Tag seine Arbeit macht, kann man eine unsichtbare Kraft anzapfen, die einem Inspiration liefert und Resistance gegenübersteht.

Steven Pressfield nennt diese Kraft Muse, die man sich wie einen Engel oder eine unsichtbare Kraft wie die Schwerkraft vorstellen kann. Deshalb betet der Autor jeden Tag bevor er mit dem Arbeiten anfängt erst einmal zur Muse und bittet diese geheimnisvolle Quelle der Kreativität, ihn mal wieder zu besuchen.

Natürlich können wir nicht kontrollieren, wann wir uns inspiriert fühlen. Es bringt aber auch nichts, darauf zu warten und erst dann mit dem Arbeiten anzufangen. Laut Pressfield sollte man jeden Tag wie ein Profi arbeiten und dadurch kann man dann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, von der Muse besucht zu werden.

Fazit

Grundsätzlich finde ich persönlich, dass Steven Pressfield das Problem der Prokrastination gut auf den Punkt bringt – auch wenn mir die ein oder andere Stelle dann doch etwas zu abstrakt ist. Und natürlich klingt es ziemlich trivial zu sagen, dass die Lösung darin liegt, sich einfach jeden Tag hinzusetzen und seine Arbeit zu machen. Aber wenn man mal so drüber nachdenkt, ist es eigentlich wirklich so einfach.

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