Leon Windscheid: Besser fühlen

Ist McDonald's in der westlichen Welt gefährlicher als der Islamische Staat?
David Werner
Inhaltsverzeichnis

„Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass McDonald’s in der westlichen Welt um ein Vielfaches bedrohlicher für uns ist als der Islamische Staat.“ (S. 24 f.).

So Dr. Leon Windscheid in seinem Buch "Besser fühlen: Eine Reise zur Gelassenheit*".

Oft versuchen wir ja unsere Gefühle zu verdrängen, um ja keine Schwäche zu zeigen und immer zu „funktionieren“. Stattdessen sollte man Emotionen so annehmen wie sie sind, um ungeahnte Kräfte freizusetzen.

Warum Fühlen unsere größte Stärke sein kann, schauen wir uns jetzt mit den 5 Gefühlen Angst, Langeweile, Selbstmitgefühl, Leidenschaft und Glück aus dem Buch an.

Gefühle sind wichtig!

Grundsätzlich ist es erst einmal wichtig zu erkenne, dass Gefühle von evolutionärem Vorteil sind. Sie warnen und motivieren uns und sind die Voraussetzung für das Miteinander.

Und Fühlen ist ein wesentlicher Punkt, der uns von Maschinen und Künstlicher Intelligenz abgrenzt.

Angst

Jeder von uns hat Angst vor irgendetwas. Sei es vor Menschen zu reden, 20 Meter in die Höhe zu klettern oder eine Prüfung zu schreiben.

Angst wird von den meisten als etwas schlechtes gesehen und so hat man oft Angst vor der Angst. Angst ist dabei etwas, das man erlernen kann – bspw. durch Erziehung oder die Kultur. Angst ist also individuell und kann je nach Lebenslage durch unterschiedliche Reize ausgelöst werden.

Vor allem das Unbekannte, Unkontrollierbare und das Außergewöhnliche machen uns Angst. Deshalb haben auch viele Menschen Angst vor Terror, obwohl man laut Leon Windscheid eigentlich eher Angst vor einem BigMac haben sollte, denn da ist die Gefahr viel näher an uns dran.

Angst ist gut!

Angst will uns eigentlich nur beschützen, indem sie die Aufmerksamkeit richtig lenkt. Statt vor der Angst wegzurennen oder in eine Schockstarre zu verfallen, sollte man sich der Angst nähern und versuchen sie zu verstehen. Denn wir entscheiden, was Angst mit uns macht – je nachdem wie wir mit ihr umgehen. Und oft stecken hinter diesem Gefühl auch ganz andere Emotionen wie Wut oder Hass.  

Angst nimmt vor allem dann ab, wenn man sie durchlebt. Dadurch kann man die Angst auch wieder „verlernen“. Um sich von Sorgen zu befreien, sollte man sie zu Ängsten machen, denn erst dann kann man sich dem Ganzen gegenüberstellen.

Langeweile

Wie lange würdet ihr es in einem Raum alleine mit euren Gedanken aushalten? 10 Minuten oder vielleicht sogar eine Stunde? Genau das wurde in einem Experiment untersucht. Dabei haben Studierende zuerst einen unangenehmen Stromschlag bekommen, der angekündigt war. Und sie waren auch bereit, lieber Geld zu zahlen als nochmal einen Stromschlag zu bekommen.

Danach wurden sie alleine in einen Raum nur einem Stuhl und Tisch gesetzt und sollten dort 15 Minuten ohne Ablenkungen bleiben. Auf dem Tisch gab es noch einen Knopf, der ihnen sofort einen unangenehmen Elektroschock wie im ersten Teil des Experiments verpassen würde.

Das erstaunliche daran: Zwei Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen drückten den Knopf, um sich selbst zu schocken. Aber warum würde man das überhaupt machen? Die Versuchsleiter erklären sich das Ergebnis damit, dass wir es kaum ertragen, mit unseren Gedanken alleine zu sein. Und deshalb schocken sich die Menschen aus Langeweile.

Das Zeit-Paradoxon

Denn Zeit ist keine fixe Größe, sondern wir fühlen sie. Dabei ist unser Zeitgefühl paradox – je nachdem ob man etwas gerade erlebt oder zurückschaut.

Zeit-Paradoxon aus dem Buch Besser fühlen: Eine Reise zur Gelassenheit von Dr. Leon Windscheid

Erlebt man gerade wenig neues, fühlt sich die Gegenwart in die Länge gezogen an und in der Rückschau fällt der Moment in sich zusammen und hinterlässt kaum Erinnerungen. Also wenn ihr zum Beispiel E-Mails beantwortet oder das Haus aufräumt.

Genau anders herum ist es, wenn man viel neues erlebt. Dann fühlt sich der Moment ziemlich kurz an und in der Rückschau relativ lang. Also seid ihr gerade an einem neuen Ort im Urlaub, verfliegt die Zeit im Normalfall relativ schnell und in der Erinnerung kommt es einem dann eher länger vor, weil man so viel neues gesehen hat.

Langeweile ist wichtig!

Und genau dieses Gefühl der Langeweile erscheint vielen so unerträglich, dass sie sich lieber einen Stromschlag verpassen, um es nicht fühlen zu müssen. Dabei quält uns aber eigentlich nicht, dass man nichts tun, sondern dass man keinen Sinn darin sieht.

Langeweile ist für uns Menschen eigentlich aber sehr wichtig, denn sie kann Lust auf Neues machen und dafür sorgen, dass man sich tiefer mit sich selbst beschäftigt. Und sie ist ein Zeichen dafür, dass man aktiv werden sollte. Bspw. wenn es in der Beziehung langweilig wird, kann zum Beispiel gemeinsam neue Sachen ausprobieren.

Selbstmitgefühl

Viele Menschen behandeln andere oder ihre Tiere besser als sich selbst. Fällt jemand anderes bspw. durch eine Prüfung, reden wir der Person gut zu und versuchen sie aufzumuntern. Fällt man aber selbst durch eine Prüfung, macht man sich selbst runter und plötzlich ist nicht mehr das Verhalten an sich ein Problem, sondern wir als ganze Person.

„Du kannst doch eh nichts. Aus dir wird nie was werden.“ Solche Sätze sagt man dann zu sich selbst.

Hier kommt Selbstmitgefühl ins Spiel. Also wie Mitgefühl für andere, nur eben für sich selbst. Aber macht das einen nicht schwach? Denn streng zu sich zu sein sorgt für Motivation oder?

Das Problem ist, dass wenn man zu selbstkritisch ist, man permanent  seine eigenen Leistungen unterschätzt  und alles alleine erreichen will, weil man in anderen nur Konkurrenz sieht. Selbstkritische Menschen fühlen sich außerdem nie ganz zufrieden und dieser Zustand kann Ängste und Depressionen verursachen.

Durch zu viel Selbstkritik hemmt man sich also eigentlich nur selbst. Selbstmitgefühl wirkt befreiend, motivierend und sorgt dafür, dass die Angst vor Scheitern sinkt, weil man erkennt, dass Fehler zum Leben dazugehören und man sie auch eher als Chance zum Wachsen sieht.

Es gilt hier einen guten Mittelweg zwischen Selbstkritik und Selbstmitgefühl zu finden. Dazu kann man mal beobachten, wie man mit sich selbst umgeht und versuchen, sich selbst als Freund zu betrachten. Also von außen auf das Problem schauen und überlegen, ob man denn jetzt mit einem Freund auch so hart in die Kritik gehen würde.

Leidenschaft

„Wähle einen Job, den du liebst, und du wirst nie wieder arbeiten müssen.“

Dieses Zitat habt ihr bestimmt schon einmal gehört. Was da ja dahintersteckt, ist die Suche nach seiner Leidenschaft. Und immer öfter hört man, dass man lieben muss, was man tut, um wirklich großes zu erreichen.

In der Suche nach seiner Leidenschaft sieht der Autor aber die große Gefahr, sich auf einen Irrweg zu machen. Man hat dann also bspw. einen neuen Job oder hat ein Studium angefangen und nach ein paar Wochen wechselt man direkt wieder, weil man keine Leidenschaft dafür spürt.

Man hat also das Gefühl, dass irgendwo seine Leidenschaft schlummert und man sie erst noch entdecken muss. Der Autor nennt das die „Entdeckungsmentalität“. Man hat also ständig die Sorge, seine wahre Bestimmung zu verpassen und zieht damit immer weiter ohne jemals anzukommen.

Natürlich spricht nichts dagegen, sich auszuprobieren oder den Job zu wechseln, wenn man nicht glücklich ist. Aber – und das ist der Knackpunkt: Leidenschaft ist ein Prozess, der Zeit braucht. Es ist also eine Energie, die sich selbst verstärken kann und auch durch Können beeinflusst wird.

3-Jahres-Regel

Das wichtige ist also, mal wirklich länger an einer Sache dranzubleiben. Was ich euch an dieser Stelle noch mitgeben möchte, ist die „3-Jahres-Regel“ von dem YouTuber und Netflix-Dokumentarfilmer Matt D’Avella. Dabei gibt man sich 3 Jahre Zeit, um ein gewisses Ziel zu erreichen. Wollt ihr bspw. einen YouTube-Channel oder Podcast starten, zieht ihr 3 Jahre konsequent durch und wenn ihr keine Erfolge habt oder es nicht mehr machen wollt, könnt ihr nach 3 Jahren aufhören.

Diese Regel sorgt dafür, dass man sich Raum zum Scheitern gibt und sich langfristig orientiert. Schauen also nur zwei Leute das erste YouTube-Video, ist das gar nicht schlimm, weil man ja noch 155 Videos vor sich hat, wenn man jede Woche eins rausbringen will.  

Glück

Ähnlich verhält es sich auch bei Glück. Es ist ein Zustand, dem man ständig hinterherrennt und der nur kurz andauert. Damit kann die Jagd nach Glück aber genauso gut im Unglück enden.

Der Vorschlag des Autors: Nicht nach Glück, sondern Zufriedenheit streben. Denn im Gegensatz zu Glück ist Zufriedenheit nicht ein extremes Gefühlshoch, sondern eine innere Ruhe, wo wir nichts vermissen. Zufriedenheit beschreibt also unseren Blick auf das Leben insgesamt.

Zwar haben auf die Zufriedenheit auch Faktoren wie unsere Gene oder das Land, in dem wir leben, Einfluss, aber wir haben auch viel selbst in der Hand.

Vergleiche sind der Tod!

Dazu sollte man aufhören, sich ständig mit anderen zu vergleichen. Denn es wird immer jemanden geben, der mehr Geld, mehr Follower oder das scheinbar bessere Leben hat. Und die große Gefahr besteht darin, dass man sich als ganze Person nur mit einem Teil der anderen vergleicht. So mag es zwar vielleicht sein, dass der Nachbar das doppelte von einem verdient, aber vielleicht leidet dadurch auch sein Privatleben.

Die Lösung wäre hier, sich vor allem mit seinem alten Ich zu vergleichen. Also hat man es geschafft, sein eigenes Einkommen zu steigern oder seine eigenen Followerzahlen zu steigern.

Natürlich spielen bei Vergleichen die sozialen Medien auch eine wichtige Rolle, wobei hier in einer Langzeitstudie ein „deutlicher Zusammenhang zwischen der Nutzung von Sozialen Netzwerken und Gefühlen von Wertlosigkeit bis hin zu depressiven Verstimmungen“ nachgewiesen werden konnte.

Weniger ist mehr

Hier kann weniger tatsächlich mehr sein. Also nicht nur weniger Social Media konsumieren, sondern auch weniger kaufen. Laut der Forschung sollte man das Geld lieber für Erlebnisse ausgeben oder damit anderen Menschen eine Freude machen.

Denn:

„Nichts ist so egoistisch, wie etwas für andere tun.“


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