Pandemie, Krieg in Europa und Rekordstände bei der Inflation – für viele erscheinen diese Entwicklungen der letzten Jahre beispiellos. Schaut man aber in die Geschichte, dann wird man feststellen, dass die aktuellen Ereignisse eigentlich gar nicht so neu sind.
Tatsächlich wird man merken, dass es gewisse Zyklen gibt, die sich mehr oder weniger gleich wiederholen. Wie genau diese Zyklen aussehen und vor allem was wir damit von der Zukunft erwarten können, hat Ray Dalio in seinem Buch "Weltordnung im Wandel: Vom Aufstieg und Fall von Nationen*" bzw. "Principles for Dealing with the Changing World Order: Why Nations Succeed and Fail" analysiert.
Scheinbar neue Ereignisse
Dass für viele die aktuellen Ereignisse so überraschend kommen, liegt laut Ray Dalio daran, dass man im Normalfall ähnliche Situationen in seinem Leben noch nicht erlebt hat. So haben die wenigsten von uns Krieg erlebt oder dass die Preise plötzlich so schnell steigen.
Schaut man in die Geschichte, sind solche Situationen aber keinesfalls neu. So gab es bspw. den Ersten Weltkrieg und in Folge dessen 1923 eine Hyperinflation in Deutschland, wo man mit Schubkarren voller Geld zum Einkaufen fahren konnte.
In den letzten 500 Jahren sind weltweit Imperien aufgestiegen, aber auch wieder gefallen.
In seinem Buch konzentriert sich Ray Dalio vor allem auf die Niederlande, Großbritannien, die USA und China.
Der große Zyklus
Das Ergebnis: Es gibt im Normalfall drei Phasen, die Weltmächte durchlaufen:
- Aufstieg
- Höhepunkt
- Niedergang
Dieser große Zyklus dauert im Normalfall 250 Jahre – mit 10 bis 20 Jahre Übergangszeit dazwischen. Diese Übergangsphasen sind oft geprägt von Konflikten, weil die wenigsten Weltmächte sich einfach geschlagen geben.
Die 8 Stärken eines Landes
Aber wie misst man überhaupt die Stärke von einem Land? Ray Dalio zieht da vor allem die folgenden acht Faktoren heran:
- Bildung
- Innovation und Technologie
- Wettbewerbsfähigkeit (Kosten)
- Wirtschaftsleistung
- Handel
- Militärische Stärke
- Märkte und Finanzzentrum
- Reservewährungsstatus
Eine Reservewährung ist eine Währung, die in großen Teilen der Welt akzeptiert wird. Aktuell ist das der US-Dollar. Eine Reservewährung zu haben, ist ein Schlüsselelement darin, eine Weltmacht zu werden.
Weil man diese acht Faktoren sehr gut messen kann, kann man damit schauen wie stark ein Land ist, war und wahrscheinlich sein wird. Dazu aber später mehr.
Der große Zyklus im Detail
Im Normalfall beginnt ein neuer Zyklus nach einen großen Konflikt wie bspw. einem Krieg. Dadurch wird die neue Weltmacht und damit auch die neue Weltordnung festgelegt. Da erst einmal niemand sich mit dieser neuen Weltmacht anlegen möchte, folgt im Normalfall eine Zeit von Frieden und Wohlstand. Die Menschen gewöhnen sich daran und wetten darauf, dass es genau so weitergeht. Dazu leihen sie sich Geld was zu einer Finanzblase führt. Das Handelsvolumen nimmt zu und damit auch der Anteil der Transkationen, die in dieser Währung abgewickelt werden. Dadurch wird die Währung zur Reservewährung.
Das führt zu mehr Kreditaufnahmen. Allerdings steigt dabei die Ungleichheit zwischen den Reichen und Armen. Die Finanzblase platzt, was dazu führt, dass die Zentralbank Unmengen an Geld druckt. Innenpolitisch eskalieren die Konflikte zwischen den Reichen und den Armen was zu irgendeiner Form von Revolution führt. Entweder kann das friedlich passieren oder in einem Bürgerkrieg enden. Während die Weltmacht damit zu kämpfen hat, nimmt ihre Macht ab und sie wird schwächer – was dazu führen kann, dass die Weltmacht von einer neuen aufsteigenden Macht herausgefordert wird. Oft endet das in einem Krieg.
Aus diesen innen- und außenpolitischen Konflikten entstehen neue Gewinner und Verlierer und die Gewinner setzen sich zusammen, um die neue Weltordnung festzulegen. Damit beginnt der Zyklus von vorne.
Vergleichen kann man das sehr gut mit dem Lebenszyklus von uns Menschen. Natürlich gibt es Abweichungen und nicht jedes Leben verläuft gleich, aber man kann bspw. auf die Lebenserwartung schauen und auf gewisse Indikatoren, um die Zukunft zu antizipieren.
Die Zukunft
Und wie genau könnte die aussehen? Dazu präsentiert Ray Dalio in seinem Buch Computeranalysen aus verschiedenen Ländern.
Das Ergebnis: Aktuell stehen die USA auf Platz 1. Sie sind also eine starke Macht, die mit dem Dollar den Reservewährungsstatus inne halten. Allerdings sind die USA auf dem absteigenden Ast und könnten langfristig von China überholt werden.
Die Eurozone und auch Deutschland sind eine starke Macht im Seitwärtstrend. Gerade in Deutschland ist die Wettbewerbsfähigkeit nicht wirklich hoch und auch die militärische Stärke lässt zu wünschen übrig.
Weiterführende Informationen
Damit habt ihr jetzt einen sehr groben Überblick, wie die Zyklen aussehen und was uns in der Zukunft erwarten könnte. Wenn ihr tiefer einsteigen möchtet, findet ihr hier
- das Buch von Ray Dalio: https://amzn.to/3yskFnz (*)
- die PDF zur Computeranalyse: https://economicprinciples.org
- das animierte Video zum Buch: https://www.youtube.com/watch?v=xguam0TKMw8